Dieser Bericht schildert eine 2-wöchige Fahrt mit einem Hausboot auf dem Canal de la Marne au Rhin. Die Reise führte von Saverne nach Dombasle und von dort via Saverne nach Strasbourg und zurück.
Das Schiff
Die Auswahl des Schiffes haben wir uns nicht einfach gemacht. Folgende Randbedingungen haben wir uns gestellt:
- Eine möglichst kurze (keine 8 Stunden) Anfahrt zur Basis.
- Ein Schiff, welches 4 Erwachsenen und 3 Kindern (3 Generationen) genug Platz bietet.
- Ein Schiff ohne riskante Wege auf das Vor- und Achterschiff.
Nach ausgiebigem Wälzen vieler Prospekte haben wir Nicols in Saverne ausgewählt (Nachtrag: Nicols vermietet in Saverne keine Schiffe mehr). Im Herbst letzten Jahres haben wir einen Ausflug dorthin unternommen und uns den Typ 1100 genauer angeschaut. Dieses Boot erfüllt unsere Kriterien bestens. Es hat 3 Kabinen mit je eigenem Waschraum und WC mit Dusche. Der Weg auf das Vorschiff ist auch bei schlechtem Wetter oder für die Kinder stets sicher. Vom Salon aus kommt man durch eine extra Tür in einen Gang, welcher bis zur Sitzbank mit Tisch auf dem Vorschiff führt. Auf das Achterschiff führt eine separate Tür. Auch dort ist man überall von festen Aufbauten umgeben. Das Achterschiff ist angenehm hoch. Damit fällt beim Hochschleusen das Festmachen leicht. Für das seitliche Festmachen gibt es eine breite Falttür, welche einen stufenlosen Ausstieg erlaubt. Damit während der Fahrt die Tür offenbleiben kann, ist sie mit einem Netz gesichert. Nicols ist im Moment der einzige Anbieter eines anhängbaren Pools. Da alle Abwasser in den Kanal gehen, wollten wir die Kinder nicht darin schwimmen lassen. Mit dem beheizten Pool hinten dran können sie in jedem Hafen risikolos baden gehen.
Etwas zur Sicherheit:
Nach 11 Jahren Pause haben wir wieder Ferien auf einem Hausboot gemacht. Das letzte Mal war unser Sohn 6 Monate alt. Gefahr, dass er beim Herumlaufen über Bord fallen könnte, bestand damals nicht. Seitdem hat sich unsere Familie um zwei weitere Kinder vergrössert. Die Jüngste ist nun 5 Jahre alt. Angst vor dem Wasser hat sie überhaupt nicht. Aber richtig schwimmen kann sie halt noch nicht. So besehen war es doch ein gewisses Risiko, bereits jetzt wieder auf einen Törn zu gehen. Zur Sicherheit galt in den Schleusen und anderen heiklen Situationen absolutes Schwimmwesten Obligatorium.
Reisebeschreibung:
Von der nun folgenden Reisebeschreibung gibt es zwei Varianten. Wenn Sie die von meiner Frau lesen möchten, klicken Sie hier.
Meine Beschreibung folgt anschliessend.
Reisebeschreibung von Peter
Samstag, 5. Juli 2003
Abfahrt in Killwangen pünktlich um 08:00. Ankunft in Saverne gegen 11:00. Wir melden uns an und bezahlen die Kaution und den Parkplatz. Da das Schiff erst nach der Mittagspause um 14:00 fertig ist, gehen wir im SuperU einkaufen. Punkt 14:00 können wir dann das Gepäck einladen. Das Schiff bietet viel mehr Staufächer als wir angenommen haben. Unter jedem Bett hat es Platz. Im Salon unter der Sitzgruppe und unter dem Fahrersitz stecken die Schwimmwesten. Dafür ist ein riesiges Staufach unter dem Salon. Nach der Einführung in die Spezialitäten des Schiffs begleitet uns der Instruktor um 16:00 durch die 6 Meter Schleuse oberhalb von Saverne. Auf dem oberen Niveau angekommen verabschiedet er sich und radelt zurück. Wenige Minuten später habe ich mir so den Kopf angeschlagen, dass ich einen Kopfschwartenriss habe. Grosse Scheisse. Mami und Isa kleben das Ganze mit Steri-Strips zusammen. Die Schiffe sind nicht für 1.90 grosse Personen gebaut. Die Fahrt geht dann noch durch viele Schleusen bis Lutzelbourg wo wir für die Nacht festmachen. Zwischendurch gibt es Mittagessen für die Kinder: Nudeln und Fleischklösschen. Für die Erwachsenen gibt es Baguette mit Käse. Das Abendessen besteht aus dem Rest der Nudeln. Dieser Bericht wird übrigens kein Restaurantführer (davon gibt's genug). Wir ziehen tatsächlich das selber gekochte Essen vor (bis auf das Captains Dinner am letzten Abend - so viel Tradition muss sein).
Wetter: leicht bewölkt, trocken.
Sonntag, 6. Juli 2003
Abfahrt um 09:15 ohne Frühstück Richtung Schrägaufzug. Alle anderen Berichte warnen vor Stau am Schrägaufzug am Sonntag. So denken wir, die Wartezeit im Stau mit dem Frühstück zu verkürzen. Aber oha! Ehe wir uns versehen, passieren wir die restlichen 4 Schleusen und fahren ohne anzuhalten als 4. Schiff in die Badewanne des Aufzugs ein.
In 5 Minuten sind wir oben. Kaum Zeit, die Videokamera hervor zu kramen! Nach ein paar Biegungen taucht dann der erste, lange (2306 Meter) und schnurgerade Tunnel auf.
Man sieht von einem Ende zum anderen. Der zweite, kurze Tunnel (475 Meter) ist schon Routine. Nach schmalen Kanälen mit sehr wenig Verkehr legen wir in Niderviller zum Mittagessen (Pouletbrust und Nüsslisalat) und zur Siesta an. Leider verhalten sich Serge und Samantha so laut und hemmungslos, dass sie verschiedene Verbote kassieren.
Nachher fahren wir weiter bis Hesse und machen am Steg der "Crown Blue Line" fest. Abendessen: Salat, Brot resp. Pudding. Die Abenddämmerung begrüssen wir mit einem Glas Champagner im Bassin.
Wetter. Warm (26°C) und ab und zu eine Wolke.
Statistik: 18 Km, 5 Schleusen.
Montag, 7. Juli 2003
Nach gemütlichem Ausschlafen holen wir Baguettes und Croissants beim kleinen Lebensmittelladen die Strasse hinauf. Dazu gibt es Rührei und Speck. Ausserdem bunkern wir Wasser. Wir haben sicher keine 1200 Liter verbraucht. Aber man weiss ja nie, was noch kommt. Serge steuert auf der Weiterfahrt souverän das Boot.
Zur Mittagspause machen wir im Kanal vor Gondrexange fest. Die Nacht verbringen wir im Port Houillon. Die Übernachtungsgebühr für den sehr ruhigen Liegeplatz inklusive Dusche und WC beträgt 10 Euro. Abendessen: Gurkensalat, Bratkartoffeln mit Fleischklösschen.
Wetter leicht bewölkt, warm.
Statistik: 15 Km, 0 Schleusen
Dienstag, 8. Juli 2003
Für das Frühstück haben wir bei der Hafenmeisterin gestern Abend leckeres Kornbrot und Schoggigipfel bestellt. Nach dem Frühstück geht es dann los Richtung Westen.
Nach einer ruhigen Fahrt durch enge, bewaldete Kanäle sind wir auf einmal an der 15m Schleuse in Réchicourt. Leider sind wir das 4. Boot, passen nicht mehr hinein und müssen 1 1/2 Stunden warten. Die erste Gegenfahrt ist ein Péniche, nachher wird ein Hotelschiff hochgeschleust.
40 Meter Schiff und nur 12 Passagiere fahren in einer Woche von Nancy nach Strasbourg. Die Reiseleitung ist aber leicht entsetzt, als sie erst jetzt von der Sperrung des Schiffshebewerks von Montag bis Donnerstag erfährt. Dann sind wir zum Schleusen dran. Nach dem Einfahren in die Schleuse bekommen wir eine Fernbedienung für die weiteren Schleusen. Der grüne Knopf ist für die Schleusung Richtung Nancy, der rote für die Schleusung Richtung Strassburg. Für die Festmacher gibt es einen Schwimmpoller und mehrere durchgehende glatte Rohre in der Schleuse. Bis alles Wasser abgelaufen ist, dauert es sicher 10 Minuten. Nach wenigen weiteren Schleusen kommt Bataville, Stadt der bekannten Bata Schuhe. Mittagessen für die Kinder: Nudeln und Käse. Nach kurzer Velofahrt sind wir im Ort, müssen aber noch 30 Minuten warten, bis der kleine Supermarkt aufmacht. Den Fabrikladen von Bata gibt es nicht mehr (Glück für mich). Leider gibt es auch keine Führung durch dir Fabrik. Die Rückfahrt zum Schiff ist schwierig. Isa hat 17 Liter Mineralwasser auf dem Gepäckträger und ich balanciere 2 schweren Taschen rechts und links am Lenker und habe Shirley hinten drauf sitzen. Omi und Opa halten in der Zwischenzeit ihr Mittagsschläfchen. Bei der Weiterfahrt ist wieder Serge am Steuer. Als er einen Moment nicht aufpasst, kommt er an den Rand des Fahrwassers. Ausgerechnet dort muss ein Baum mit weit herabhängenden Ästen stehen. Mit denen räumt er fast die Fahrräder auf dem Dach ab. Maulend wischt er die Reste des Astes von Bord. Nachher will er nicht weiter steuern. Die Fernbedienung für die Schleusen ist eine feine Sache. Sie sieht aus wie unser Garagentoröffner. Vor jeder Schleuse steht ein Empfänger am Ufer (gut sichtbar). In der Nähe dieses Kastens drückt man auf die Taste und schaut, ob das Blitzlicht am Empfänger die Anfrage quittiert. Abends machen wir in Lagarde fest. Es gibt einen kleinen aber feinen Lebensmittelladen direkt am Hafen der abends bis 20:00 geöffnet hat (Juli 2003). Abendessen: Gurkensalat, Spaghetti und Sauce (Pesto und Bolognese mit Champignons).
Wetter: leicht bewölkt, warm. Ein Bad im Pool schliesst den Abend ab.
Statistik: 21 Km, 7 Schleusen.
Mittwoch, 9. Juli 2003
Heute ist eine lange Tour nach Dombasle-sur-Meurthe geplant. Von dieser Strecke ist abzuraten. Alle 3 bis 4 Kilometer, das entspricht etwa alle 20 bis 30 Minuten, kommt eine Schleuse. Zu lang, um als Mannschaft darauf zu warten, zu kurz um wirklich was zu machen (Canasta oder Uno zu spielen). Und sehr attraktiv oder abwechslungsreich ist die Fahrt auch nicht. Dombasle als Ziel ist auch nicht gerade der Hit. Der Industriehafen von Solvay ist gross, leer, schattenlos, ohne richtige Poller und an einer Durchgangsstrasse liegend. Wie sich später herausstellt ist die Fabrik 24h in Betrieb. Trotz Gegenwind ist das Förderband deutlich zu hören. Viel besser ist, direkt nach Schleuse 22 rechts anzumachen. Ein kurzer Weg über ein Feld an der imposanten Kirche vorbei führt schliesslich zur Hauptstrasse mit genügend Geschäften. Die Pizzeria "Tonio" ist hingegen mit Vorsicht zu besuchen. Gut, wer im Frankreich Pizza bestellt ist selber schuld! Mittagessen: was der Kühlschrank hergibt, Abendessen: Pizza.
Wetter: schön und heiss.
Statistik: 31 Km, 10 Schleusen.
Donnerstag, 10. Juli 2003
Nach warmer und lauter Nacht (Solvay) Frühstück gegen 9 Uhr und baldige Abfahrt Richtung Lagarde. Wieder die gleiche entweder zu lange oder zu kurze Sequenz der Schleusen. Die einzige wirkliche Abwechslung ist die Reparatur eines Schleusentores der Schleuse 20. Ein Motor zum Öffnen der Schieber muss ausgewechselt werden. 2 Mann und der Schleusenwärter werken in luftiger Höhe über tosendem Wasser. In Crévic suchen wir den Bäcker. Wir starten Richtung Post (ist ja meistens im Zentrum). Dort ist aber sonst nichts. Weiter unten an der Strasse sehen wir dafür eine gelbe "Tabac" Reklame und zwei Tanksäulen (die sind auch zu riechen). Nur um zu fragen, wo denn die Geschäfte seien, öffnen wir die Tür. Oha! Madame macht glaubhaft gelten, dass ihre 2 qm der einzige Laden im Dorf seien. Ein paar Büchsen Gemüse, Schnaps und Wasser sind alles was sie führt. Weder Salat, noch Brot oder Fleisch (ist wohl auch besser so). Ziel der Weiterfahrt ist der Platz am Etang de Parroy. 4.60 Euro für die Übernachtung und 1.90 Euro für Strom und Wasser sind angemessen für diesen schönen und friedlichen Anlegeplatz. Ausserdem haben wir Zugang zu den einfachen sanitären Anlagen des kleinen Campingplatzes. Am späten Nachmittag kommt Besuch des nahegelegenen Reiterhofs. Etwa 20 Buben und Mädchen auf Ponys reiten laut singend heran und machen Rast. Samanthas Augen leuchten wie Scheinwerfer beim Anblick der Truppe. Die Ponys und Pferde werden direkt vor unserem Schiff angebunden und grasen friedlich. Am Ufer steht ein Schild "Sauf Service". Also nehmen wir gleich ein Bad im Pool mit Champagner:
Da wir einen nahen Wasseranschluss haben, leeren und reinigen wir das Bassin. Für das Wiederauffüllen werden wir mit einem atemberaubenden Sonnenuntergang belohnt. Blutrot versinkt die Sonne hinter erntereifen Kornfeldern. Die Kinder der Reitschule feiern abends noch ein Abschiedsfest mit einem grossen Feuer.
Wetter: fast wolkenlos und heiss.
Statistik: 22 Km, 7 Schleusen
Freitag, 11. Juli 2003
Abfahrt nach grossem Frühstück (Rührei und Speck, die frischen Baguettes bringt der Bäckerwagen um 9 Uhr nach der Bestellung am Vorabend) um 10 Uhr. Vorher sehen wir noch, wie die Mädchen die Pferde bereit machen und zu ihrem letzten Ausritt aufbrechen. Unser erstes Ziel ist der kleine Laden in Lagarde. Ohne Hoffnung erreichen wir den Steg um 10 nach 12. Glückliches Geschick. Der Laden hat bis halb eins offen (Juli 2003). Wir kaufen Grundnahrungsmittel bis Montag (14. Juli) ein. Auf der Weiterfahrt laufen wir vor einer Schleuse auf eine Connoisseur aus Toul mit 4 Engländern auf. Bis zur 15 Meter Schleuse von Réchicourt. wird sie vor uns bleiben. Dort schlüpft sie als Letzte noch rein und wir müssen fast eine dreiviertel Stunde bis zur nächsten Schleusung warten.
Bei uns werden die Engländer als Fender Töter in Erinnerung bleiben. Ein Fender rechts ist schon zerfetzt als wir sie treffen. In einer der Schleusen zerreisst der links hinten auch noch. Die herausgefischten Reste übergebe ich ihm als (teures) Souvenir in der nächsten Schleuse. Bei Nicols muss man am Ende zerstörte Fender bezahlen. Für Connoisseur gilt das sicher auch. Mit säuerlichem Grinsen fängt er den Rest auf. Unsere Fahrt soll bis Gondrexange gehen. Dort müssen wir feststellen, dass die Kanalmauern, die aus vorfabrizierten Betonelementen bestehen, unter Wasser eine hässliche Stufe haben. Mit feinem Bums setzt das Boot immer wieder auf. Also nehmen wir die Karte zur Hand und entscheiden, bis Heming zu fahren. Ausser einer lärmigen Holcim Kalk- oder Zementbrennerei ist da aber auch kein vernünftiger Liegeplatz. Also nochmals weiter. Am Dorfausgang liegen an einem zweckmässigen aber versorgungslosen Liegeplatz unsere Engländer. Unsere Mannschaft will nun aber bis Xouaxange. Dort sind die wirklich schönen Plätze schon belegt. Wir machen etwas ausserhalb fest und haben nur einen Poller. Also müssen die Erdnägel raus. Der Damm besteht aber am Wasser nur aus Bruchsteinen. Keine Chance, den Nagel vernünftig tief einzuschlagen. Erst hinter dem Weg findet sich eine Stelle, an der der Nagel auch hält. Abendessen: Bratkartoffeln und Saucisson mit Gurkensalat.
Wetter: heiss, gegen Abend ein paar Wolken.
Statistik: 36 Km, 10 Schleusen
Samstag, 12. Juli 2003
Nach der gestrigen langen Etappe soll es heute gemütlicher werden. Nach kurzer Fahrt machen wir im Port de Plaisance de Niderviller fest. Das Wasser im Pool hat gerade die richtige Temperatur. Shirley entscheidet sich fürs Baden. Mit den beiden Grossen radeln wir in das etwa 2 Kilometer entfernte Dorf. Den Bäcker und den Gemischtwarenladen finden wir auf Anhieb. Einen Metzger habe es erst im nächsten Dorf, wird uns gesagt. Dafür besichtigen wir den Fabrikladen der nahegelegenen Fajancen Fabrik. Schöne Teller und Gläser gibt es dort zu bestaunen (und auch zu kaufen). Waren wir anfänglich noch zu zweit im Hafen, füllt er sich im Lauf des Tages immer mehr. Da am Ende des Hafenbeckens die Ampel für die Tunneldurchfahrt ist, erleben wir einige spannende Manöver. Nachdem wir schon bei der Hinfahrt im anderen Hafen von Niderviller Bekanntschaft mit Myriaden von Fliegen machen mussten, ist es diesmal noch schlimmer. Wir taufen dieses Kaff um in "Moucheviller". Z'Vieri: Erdbeertörtchen. Abendessen: grüner Salat und Nudelsalat. Abends um 11 bekommen wir aus Anlass des nahenden Nationalfeiertages dann noch ein schönes Feuerwerk aus Niderviller präsentiert.
Wetter: heiss.
Statistik: 11 Km, keine Schleusen.
Sonntag, 13. Juli 2003
Um halb 9 verlegen wir das Schiff auf die andere Stegseite damit wir Wasser bunkern können. Für den ersten Liegeplatz ist der Schlauch nämlich ein paar Meter zu kurz. In der Zwischenzeit wird das Frühstück aufgetischt. Als die Ampel gerade grün zeigt, legen wir ab und können in die enge Kanal Zufahrt zu den Tunnels einbiegen. Diesmal haben wir weder ein Boot vor noch hinter uns. So sehen wir bei der Einfahrt in den 2306 Meter langen Tunnel bereits das Ende, als ob der Tunnel nur wenige Meter lang sei. Aber erst nach 20 Minuten tauchen wir wieder ins gleissende Sonnenlicht. Durch den schmalen Kanal, der gewunden in den steilen Berg geschlagen ist, fahren wir dem Hebewerk entgegen. Als wir um die letzte Ecke biegen, zeigt die Ampel zwar noch grün, das grosse Tor senkt sich aber bereits. Da im Becken lediglich das Sightseeing Boot wartet, zeigt der Schleusenwärter Mitleid und hebt das Tor noch mal an. Dafür kommentiert er für die Zuschauer unser Manöver detailliert. Bei der ersten normalen Schleuse gabeln wir ein Boot aus Hesse mit Anfängern auf. Nachdem sie das Boot an der zweiten Schleuse an der Scheuerleiste aufliegen lassen (mit heftigem Geschaukel rutscht es ins Wasser zurück), geben sie auf und machen Mittagspause. Ruhig geht die Reise dann von Schleuse zu Schleuse bis uns ein Kretin von Kleinbootfahrer die Schleuse klaut (die Schleusen sind miteinander verbunden. Wenn eine Schleuse passiert ist, wird die nächste bereit geschaltet. Quasi eine grüne Welle auf dem Wasser). Und diese Zecke von Sportbootfahrer schlüpft vor uns in die Schleuse und betätigt die blaue Stange um das Tor hinter sich und vor unserer Nase zu schliessen. Erst nachdem Isabella mit dem Schleusenwärter telefoniert, bekommen wir wieder Grün. Nach der letzten und höchsten Schleuse (fast 6 Meter) biegen wir ins Hafenbecken von Saverne ein und entdecken zu unserem grössten Entzücken einen freien Kopfplatz an einem Steg mit bester Aussicht auf den Schlossgarten. Dort wird bereits das Feuerwerk aufgebaut. Beim Spaziergang durch die malerische Altstadt entdecken wir leider, dass sämtliche Restaurants für den Abend bereits ausgebucht sind. Aber beim Chinesen in der Nähe des Bahnhofs können wir wenigstens Essen mitnehmen. Ist lecker! Unser Liegeplatz ist vis-à-vis dem Schlossgarten mit bester Aussicht auf die Festivitäten zu Ehren des Nationalfeiertages und auf das nächtliche, prächtige Feuerwerk mit Musikuntermalung. Dass vorher und nachher eine Band lautstark spielt, stört uns nicht mal gross. Mittagessen: Buchstabensuppe (ein Favorit der Kinder).
Wetter: wolkenlos. Die Temperatur wegen der schattigen Durchfahrten und des erfrischenden Windes angenehm.
Montag, 14. Juli 2003
Heute ist Hafentag. Entgegen unserer Information sind die Schleusen im Elsass heute doch in Betrieb. Wir bleiben trotzdem hier. Einerseits wollen wir die Stadt erkunden, andererseits spielt unsere Samantha mit ihrer neuen Freundin welche auch Samantha heisst den ganzen Tag.
Am Dienstagmorgen wollen wir im SuperU die Vorräte für den Rest der Woche ergänzen. Bei Nicols bekommen wir noch etwas Diesel zugetankt. Für den Trip nach Strassburg wäre es sonst knapp geworden. Der Pool im Schlepptau benötigt doch einiges an Extra Sprit. Einen neuen Chlorstein bekommen wir leider nicht, Nicols hat im Moment keine mehr (das ist der einzige Mangel, welcher der Werft anzukreiden ist). Ohne Chlorstein ist das Becken aber kaum zu benutzen. Wegen der hohen Temperatur verdirbt das Wasser innert Stunden und stinkt. Also lieber vorher zur Sicherheit in einem Schwimmbad Shop - eventuell auch in einer Drogerie - Chlortabletten besorgen). Ein strahlend blauer, wolkenloser Himmel überzieht Saverne (Unser Freund Erwin meldet aus dem Tessin - der Sonnenstube der Schweiz - hingegen bedeckten Himmel). Frühstück: ausgiebig mit Rührei und Speck. Zum Abendessen gab es Spaghetti an Chinesischer Sauce.
Dienstag, 15. Juli 2003
Wir sind früh aufgestanden, damit wir im SuperU einkaufen können. Um Viertel vor Acht stehen wir aber vor dem verschlossenen Tor von Nicols. Und hinter dem Tor steht unser Auto mit dem wir bunkern fahren wollen. Also nehmen wir die 10 Minuten zu Fuss in Angriff. Mühsam ist allerdings der Rückweg mit den vielen Wasserflaschen. Punkt 9 Uhr starten wir die Maschine und legen ab Richtung Souffelweyersheim. Nach genau 9 Stunden Fahrzeit und 3 Schleusenketten sind 38 Kilometer gefahren und wir machen am Quai fest. Den Pool müssen wir aber zuerst etwas leeren und mit Kaltwasser ergänzen. Trotz der Regelung mit einem Thermostat kocht das Wasser fast. Zu Isas grösster Enttäuschung gibt es in der nahen Umgebung kein offenes Restaurant. Dabei hätte sie doch zu gerne Flammkuchen zum Abendbrot gegessen. So muss sie sich mit Reis begnügen, während wir anderen leckere Dorade essen. Mittagessen: Rest der Nudeln und Gurkensalat. Abendessen: Dorade mit den Resten des Reis.
Wetter: wolkenlos und heiss.
Statistik: 38 Km, 18 Schleusen.
Mittwoch, 16. Juli 2003
Um 9 Uhr 20 passieren wir die Schleuse von Souffleweyersheim. Wir profitieren, dass ein anderes Hausboot den Schlauch für die Schleuse gezogen hat. Zum "Dank" dafür fahren wir vor ihnen in die Schleuse ein. Sie haben aber problemlos Platz hinter uns. Als sie uns nachher überholen, sehen wir, dass die Crew altersmässig etwa gleich wie unsere zusammengesetzt ist. Und, Oma ist auch am Putzen. Wir taufen das Schiff "Oma putzt auch". Die wenigen weiteren Schleusen werden ebenfalls durch Zugseil aktiviert. Da der Berufsverkehr hier stark ist, müssen wir immer wieder auf Penichen warten. Die Fahrt führt dann am Europaparlament und am Europäischen Menschenrechtshof vorbei.
Der Kanal ist in diesem Bereich sehr verkrautet.
Nach genau 2 Stunden Fahrt legen wir vis-à-vis des Yachtclubs (Quai Louis-Pasteur) an. Die wenigen Besucherplätze des Clubs sind alle besetzt. Nachher brechen wir mit den Kindern auf, die Stadt zu erkunden. Omi und Opa hüten solange das Schiff. Auf die allgemeinen Sehenswürdigkeiten gehen wir nicht weiter ein. Wir wissen aber nun, dass es 2 McDonalds gibt: Einen am Bahnhof und einem am Place Kleber. Kaum sind wir zurück an Bord und Omi und Opa auf dem Weg in die Stadt, geht ein Gewitter über uns runter. Es bringt aber nur Feuchtigkeit und keine Abkühlung. Der Quai Louis-Pasteur ist wohl Bestandteil der "Vergnügungsmeile". Unten vom Schiff haben wir tiefe Einblicke. Der Rock ist aber auch sehr kurz. Abendessen: Mexikanisch. Scharf ist erst der Vorname der Gewürzmischung welche wir im SuperU gekauft hatten! Ein spezielles Erlebnis für uns ist die Landung eines nestgeflüchteten Buchfinks auf dem Schiff.
Er ist sehr zutraulich, will von uns aber nichts zu fressen annehmen. Richtig fliegen kann er auch nicht. Was tun? Wir können keinen jungen Vogel mitnehmen. Als es wieder zu tröpfeln anfängt, setzen wir ihn auf dem Spitalareal in einem Busch unter einem grossen Baum aus. Nachtrag: der Liegeplatz ist nichts für Leute mit einem leichten Schlaf - das gilt auch für den Yachtclub. Der Strassenlärm ist lange zu hören und fängt auch morgens früh wieder an.
Wetter: Heiss, mit 2 Gewittern.
Statistik: 9 Km, 4 Schleusen
Donnerstag, 17. Juli 2003
Nach eher unruhiger Nacht schlafen wir doch bis 8 Uhr. Dann laufen Isa und ich zum Bäcker am Place de Lattre (2 Ampeln entfernt). Das Brot ist fein, die Verkäuferin hat aber einen verklebten Mund. Sie bringt ihn nämlich nicht auf. Nach dem Frühstück Abfahrt bei bewölktem Himmel und böigem Wind. Mit unserem Schwesterschiff, der "Molsheim" passieren wir die erste Schleuse. Da sie ohne Schwimmbad schneller als wir ist, fährt sie uns davon. Bei jeder Schleuse holen wir sie aber wieder ein. Erst bei dem langen, schleusenlosen Stück zwischen Vendenheim und Krautwiler hängt sie uns endgültig ab. Zusammen mit einem kleinen Deutschen Boot, deren Eigner Angst haben, in der Schleuse dicht aufzurücken, geht es durch die nächste Schleusenkette.
Statistik: 38 Km, 16 Schleusen.
Freitag, 18. Juli 2003
Heute Nacht ist grosse Völkerwanderung der Kinder. Serge will bei Omi schlafen und Shirley bei uns. Entnervt zieht meine Frau in der Mitte der Nacht aus und schläft bei Samantha im "Kinderzimmer" hinten. Das Motto des Frühstücks heisst Reste verfuttern. Wenigstens haben wir frische Baguettes geholt. Das Ablegen ist dann wie ein LeMans Start. Da wir uns vor der letzten Schleuse der Schleusenkette befinden, ist es am einfachsten, sich an ein vorbeifahrendes Schiff anzuschliessen. Die "Mulhouse" hat die gleiche Idee, liegt aber 50 Meter weiter hinten. Das bringt ihr Platz 3 ein und eine Wartepause vor der Schleuse, denn zu dritt passen wir wirklich nicht hinein. Hinter einem netten Holländer (der jedes Jahr 3 Monate Ferien auf seinem Boot macht) brummen wir die restlichen Schleusen bis Saverne zurück. Um halb eins heisst es das letzte Mal "Leinen fest". Der Himmel ist heute besonders klar und wolkenlos. Die Störungszone hat alle Staubteilchen aus der Luft gewaschen. Dementsprechend heiss brennt die Sonne herunter. Das macht das Ausräumen des Schiffs doppelt mühsam. Abendessen: Captains Dinner im Restaurant links am Hafen. Ist sehr empfehlenswert!
Samstag, 19. Juli 2003
Wir haben gestern Abend bereits einen grossen Teil des Gepäcks ins Auto geladen und vor allem die 4 Fahrräder wieder auf dem Heckträger montiert. So ist das Schiff nach dem Frühstück schnell ausgeräumt und geputzt. Nach speditiver Rückgabe treten wir die Rückreise an.
Statistik über die ganze Reise: Wir waren 69 Motorstunden unterwegs und haben dabei 276 Km und 106 Schleusen zurückgelegt. Das gibt als Durchschnitt rund 4 Km/h.