Sommer 2012: 2-wöchige Rundfahrt durch Süd-Holland
Einleitung
In diesem Bericht beschreiben wir eine 14-tägige Rundreise auf einem Hausboot in Süd-Holland von Strijensas über Gouda, über die Hollandse Ijssel nach Utrecht, über die Vecht nach Muiden, über das Ijsselmeer nach Amsterdam, über den Nordseekanal und die Sparne nach Haarlem, über die Ringvaart van de Haarlemmermeerpolder in die Kaagerplassen, über das Brassermeer nach Leiden, weiter nach Katwijck, Delft, Rotterdam zurück nach Strijensas. Touristische Informationen finden Sie auf Wikipedia oder auf den offiziellen Homepages der Orte. Soweit wie möglich, habe ich diese Seiten verlinkt. Ich übernehme aber weder Verantwortung für die Korrektheit der Links noch für den Inhalt der jeweiligen Seiten. Unser Schiff war eine De Drait 40, 12 Meter lang und 4 Meter breit. Gechartert haben wir das Schiff De Waarheid 2 bei Yachtcharter de Waarheid. Obschon das Schiff bereits 13 Jahre alt ist, war es in einem wirklich perfekten Zustand. Mit dem Bügel, welcher Antennen und Leuchten trägt, ist es aber 4.75 hoch. Nach dem Lösen von 2 Flügelmuttern (welche blitzartig im Kanal versinken können), kann er zurückgeklappt werden. Mit Cabrio Verdeck ist das Schiff dann nur noch 4.25 hoch. Aber auch dieses kann zurückgeklappt werden. Nun passt das Schiff auch unter 3.25 hohen Brücken durch. Nur regnen sollte es dann nicht mehr. Die klassischen Hausboote sind niedriger und passen deshalb auch unter den Brücken von Utrecht durch. Über das Schiff erzähle ich weiter hinten. Wenn Sie Fragen oder Anregungen zu dem Reisebericht haben, können Sie mich via Kontaktformular anschreiben.
Die Anfahrt
Seit Jahren planen wir mit guten Freunden Ferien auf einem Hausboot in Holland. 2012 hat es endlich geklappt. Unsere Tour startet in Strijensas, das liegt ein paar Kilometer südlich von Dordrecht. Das Schiff war bereits um 13 Uhr für uns parat.
Nach erstem Einräumen und Erkunden der Stauräume (mehr dazu hier) sind wir nach Strijen zum Einkaufen im Albert Heijn (eine Supermarkt-Kette) gefahren.
Tag 1
Wir verlassen den Heimathafen und biegen auf die Hollandsdiep ein.
Via Dordtse Kil, Oude Maas, Noord, Maas und Hollandse Ijssel schippern wir nach Gouda. Eine langweilige Strecke, auf der wir aber das Boot kennen lernen können. Mit 120 PS ist es gut motorisiert. Mit Heck- und Bugstrahlrohr lässt es sich im Hafen feinfühlig manövrieren.
Der erste Verlust ist ein Handtuch. Ein Windstoss und schwupps, war es weg. Der Fluss war zu schmutzig, um es mit einem Mann-über-Bord Manöver wieder retten zu wollen. Von jetzt an bleibt beim Fahren an Deck nichts hängen oder liegen.
In Gouda finden wir einen netten Platz in der Turfsingel. Es gibt hier nur wenige Stromsäulen und Wasserhähne.
Für das Abendessen können wir das Restaurant Belvedère am Markt empfehlen. Die Bedienung ist aufmerksam und das Essen ausgezeichnet. Niemand von uns spricht Niederländisch, aber als Schweizer können wir doch das eine oder andere Wort erraten. Der Rest geht auf Englisch. Während wir gemütlich essen, zieht ein Gewittersturm über die Stadt. Wir geniessen das Schauspiel und überbrücken die Zeit bis zum Abflauen des Regens mit dem Nachtisch. Nur findet in der Zwischenzeit der Regen durch die, nur einen Spalt offen gelassenen, kleinen Luken den Weg in die Betten. Ärgerlich aber lehrreich. Immer auch den kleinsten Spalt verschliessen, wenn man das Schiff verlässt.
Für den Liegeplatz müssen wir 9.15€ bezahlen.
Statistik:
circa 46 Km
5 Motorstunden
Tag 2
Wir verbrauchen pro Tag etwa ¼ des Frischwassertanks für das Duschen, den Abwasch und die Toilettenspülung. Zur Sicherheit füllen wir den Wassertank wieder auf, bevor wir losfahren. Vor der Schleuse der nächste Verlust: ein Handschuh geht baden. Ich merke mir vor, der Crew so rasch wie möglich den Gebrauch des Bootshakens zu erklären. Die heutige Tour geht via Hollandse Ijssel bis Ijsselstein.
Dabei passieren wir Haastrecht, Oudewater und Montfort. In Oudewater kostet die Brückendurchfahrt 4.50€. Der Brückenwärter hat den Betrag stilgerecht mit dem Holzschuh eingezogen. Stellenweise haben wir lediglich 20 cm Wasser unter dem Kiel. Aber das langt ja. Dass wir durch ländliches Gebiet fahren, merken wir auch am Geruch der Luft und des Wassers. Es stinkt nach Gülle!
Im Gegensatz zum Liegeplatz hat das Städtchen Ijsselstein viel Charme. Und es hat einen Eisenwarenladen! Beim Wiederaufstellen des Bügels ist eine der beiden M10 Flügelmutter in den Kanal gehüpft. Ich hätte nicht gedacht, dass wir so schnell Ersatz finden! Tipp, wenn Sie auch das Schiff chartern möchten: nehmen sie 2 Ersatz Flügelmuttern M10 rostfrei mit.
Der Liegeplatz war kostenlos. Vielleicht hat der Hafenmeister auch nur auf das Einziehen des Obulus verzichtet, weil am Quai gerade gebaut wurde.
Statistik:
circa 33 Km
5 Motorstunden
Tag 3
Ursprünglich sollte uns der Törn unter den malerischen Brücken durch Utrecht führen. Da dieses Schiff dafür zu gross ist, sind wir durch den Merwede Kanaal und den Amsterdam-Rijnkanaal bis Maarssen gefahren.
Bei Maarssen sind wir auf die alte Vecht eingebogen und zurück nach Utrecht gefahren. Für die Einfahrt auf die alte Vecht musste zum ersten Mal zusätzlich zum Bügel auch das Cabrioverdeckt runter. Gerade bevor die ersten Regentropfen des heutigen Tags fielen, konnten wir es nach der letzten festen Brücke (Marnixbrug) wieder montieren. Die noch folgenden Brücken sind alle beweglich.
Unterwegs auf der Vecht passierten wir ein Baggerschiff. Unglaublich, was alles im Kanal entsorgt wird.
Direkt rechts nach der Weerdsluis (der Regenschauer war bereits vorbei) haben wir einen Liegeplatz mit wunderbarer Aussicht erhalten. Und wir konnten beobachten, mit welcher Gelassenheit die beiden Schleusenwärter die Tore und Brücken dieser alten Schleuse von Hand bedienen. Rechnen Sie viiiiel Zeit für das Passieren ein.
Der Liegeplatz mit Strom dafür ohne Wasser kostet 10€. Duschen befinden sich am Ende des Stegs im Wassersportgeschäft! Frischwasser gibt’s an der Schleuse.
Statistik:
circa 22 Km
10 Motorstunden
Tag 4
Zurück zu den Schleusenwärtern. Laut Almanach und Informationstafel findet die erste Schleusung um 9:00 statt. Nun, um diese Zeit erscheinen die beiden Schleusenwärter und kontrollieren die Schleuse erst mal gründlich. Um 9:45 öffnen sich heute zum ersten Mal die Schleusentore. Mit einem Blitzstart packen wir die Gelegenheit. Wer weiss, wann sich die Tore wieder öffnen. Auf das Tanken von Wasser verzichten wir. Die Vecht präsentiert sich bei prächtigstem Wetter von ihrer schönsten Seite. Ländliche Dörfer wie Maarssen, Breukelen, Nieuwersluis, Loenen, Vreeland, Overmeer und Nigtevecht liegen auf dem Weg. Ob grosses oder kleines Schiff, fast alle grüssen freundlich beim Passieren.
In Maarssen direkt hinter der Vechtbrugg hängt links ein Wasserschlauch herunter. Die Stelle grad nach der Brücke ist zum Anlegen alles andere als optimal. Wir werfen 4 € in die Kasse und füllen den Wassertank.
Zwischen Maarssen und Slangevecht geben uns die entgegenkommenden Boote Zeichen. Geschwindigkeitskontrolle! Und tatsächlich versteckt sich in den Büschen bei dem kleinen See links ein Polizeiboot.
In Overmeer gibt es links die Käserei "De Willigen" (die ist sogar in den Karten eingezeichnet). Wir legen an und ergänzen unsere Goudavorräte.
Zwischen Nigtevecht und Weesp suchen wir uns einen Liegeplatz ausserhalb der Ortschaften.
An Pollern im Fluss legen wir für die Nacht an.
Heute feiern wir den 1. August, den Nationalfeiertag der Schweiz. Wir schmücken das Schiff mit Fähnchen und Lampions. Für das Abendessen haben wir natürlich Fondue mitgenommen. Der Sommer ist zwar nicht die Jahreszeit für Fondue, dafür ist es seeehr patriotisch.
Holland schlägt zurück, nach dem Essen beginnt es zu regnen.
Statistik:
circa 31 Km
7 Motorstunden
Tag 5
Es regnet! Und zwar richtig! Und da wir in der Pampa liegen und nicht richtig eingekauft haben, wird das Brot zum Frühstück knapp. Wir starten und fahren Richtung Muiden. Die Leuchttafel vor der Spoorbrug (Eisenbahnbrücke) in Weesp zeigt an, dass wir 1 Stunde warten müssen. Dafür zeigt sich der Wettergott gnädig, es hört für heute auf zu regnen.
Stau vor der Zeesluis in Muiden! Viele wollen raus auf das Ijsselmeer, aber ebenso viele wollen rein. Beide Schleusen sind in Betrieb. Die Schleusung kostet 9.35€. Aber der Brückenwärter verschmäht mein Cash. Er hält mir ein Kreditkartenterminal entgegen. Only Cards! Warum? Keine Ahnung. 50 Meter nach der Schleuse rechts gibt es ein paar Meter Anlegenplatz für Passanten. Wir legen an und gehen westlich der Schleuse in einer Nebenstrasse Einkaufen. Die Bäckerei ist direkt neben der Schleuse.
Weiter geht die Fahrt. Auf dem Ijsselmeer (genauer dem Markermeer) empfängt uns eine steife Brise von ca 4 Bf. Die Wassertiefe fällt kurzfristig auf 18 Meter um sich dann wieder bei 1.7 Meter unter Kiel einzupendeln.
Wir lassen die Insel Pampus rechts liegen und fahren NNW bis zur Fahrrinne der Berufsschiffahrt. Dort schwenken wir Richtung Amsterdam ein. Der auffrischende Wind verblässt nach und nach alle Wolken. Nach den 3 weissen Pollern biegen wir nach rechts in die enge Fahrrinne zum Hafen Het Ij ein.
In der Box 6 haben wir einen phantastischen Ausblick auf die Buiten Ij und Amsterdam, sind aber auch noch voll dem trockenen und starken Wind ausgesetzt. Der Vollmond begleitet uns in die Nacht.
Abends lässt der Wind nach und die Wellen glätten sich.
Der Yachthafen bietet neue Toiletten, sehr saubere Duschen und eine Waschmaschine samt Trockner an.
Der Platz kostet samt Strom und Wasser 17.10€. Leider zieht unser Schiff zu viel Strom. Unbemerkt fliegt irgendwann die Sicherung in der Stromsäule auf dem Steg raus und wir beziehen alle elektrische Energie aus den Akkus anstatt sie zu laden.
Statistik:
circa 18 Km
3 Motorstunden
Tag 6
In der Nacht frischt der Wind wieder auf und es beginnt zu regnen. Da wir aus Erfahrung nachts die Luken regendicht schliessen, können wir ungestört weiterschlafen. Der Morgen zeigt sich dann wieder einigermassen friedlich. Es ist bewölkt und es geht eine leichte Brise aus SW. Der Brötchen Lieferdienst, so wie am Abend bestellt, klappt tatsächlich. Wir bekommen ans Schiff warme und knusprige Brötchen geliefert. Früh um 9 Uhr legen wir ab. Wir wollen ja möglichst früh im Sixhaven in Amsterdam anlegen und dann die Stadt erkunden. Durch die nördliche Kammer der Oranjesluizen schleusen wir auf die Afgesloten Ij und fahren, begleitet von leeren und beladenen Frachtschiffen sowie Freizeitbooten, nach Westen.
Um 10 Uhr sind wir bereits beim Sixhafen. Wir dachten, dass wir jetzt sicher noch einen Liegeplatz bekommen. Pustekuchen! Der Hafen bleibt für ankommende Schiffe bis 12 Uhr geschlossen. An einem Steiger in der Nähe machen wir fest und beobachten all die anderen Jachten, welche den gleichen Plan haben. Alle müssen abdrehen. Pünktlich um 12 Uhr versammeln sich dann die Schiffe wieder vor der Einfahrt. Wir als Dickschiff erhalten noch die letzte freie Box zugewiesen, die anderen Yachten werden auf die verbleibenden Wasserflächen verteilt. Der Hafen ist zum Schluss bis zur Einfahrt hin voll. Da passt nicht mal mehr ein Ruderboot rein. Bevor wir morgen früh ablegen, werden zuerst mindestens 7 andere Boote rausfahren müssen.
Mit der Fähre Nummer 1 (kostenlos) setzen wir zum Bahnhof über und vertreiben uns den Nachmittag in der Stadt.
Ich besuche mit den Mädchen das Wachsfigurenkabinett von Madame Tussot, die anderen gehen shoppen. Ein frühes (und teures) Abendessen im Hardrock Cafe schliesst den Ausflug ab. Wieder einmal staunen wir, wieviel Hamburger in einen Teenager hineinpassen.
Da morgen in Amsterdam die Gay Pride 2012 stattfindet, ist die Stadt voller farbenfroher und gutgelaunter Homo-Pärchen.
Um 21 Uhr zieht aus Südwesten wieder mal ein Gewitter über uns auf und vermiest uns den Abend auf der Veranda des Schiffs.
Für diesen Liegeplatz müssen wir 20.50€ bezahlen. Strom (sofern man eine freie Steckdose in Kabellänge findet), Wasser und Wifi sind inbegriffen. Dafür kam an diesem Tag kein warmes Wasser aus der Dusche des Hafens.
Statistik:
circa 7 Km
1:30 Motorstunden
Tag 7
Ein schöner Tag beginnt, aber um 8 verdunkelt sich der Himmel. Nicht etwa, weil wieder ein Gewitter aufzieht, sondern weil die Costa Romantica in Amsterdam einläuft und direkt vor dem Yachthaven vorbeigleitet.
Ein Hochhaus von einem Schiff. Bevor sie anlegt, wendet sie noch um 180 Grad. Der Fluss ist solange blockiert.
Wir machen eine unangenehme Überraschung: Der Kühlschrank Nr 1 (unter dem Herd) hat sich in der Nacht wegen Unterspannung abgeschaltet. Die Eiswürfel im Eisfall sind geschmolzen und haben den Kühlschrank geflutet. 2 Nächte ohne Strom (zudem sind wir gestern nur 1.5 unter Motor gefahren) entleeren die Akkus.
Ab 9 Uhr kommt Leben in die Schiffe im Hafen. Eins nach dem anderen rangiert heraus. Vorwärts, rückwärts, quer. Einfach so, wieviel freie Wasserfläche zur Verfügung steht. Um 10 Uhr sind wir dran. Bevor wir Richtung Haarlem losfahren, fahren wir an der Costa Romantica vorbei. Erstaunlich, dass der Nordseekanaal tief genug für ein so grosses Schiff ist.
Nördlich von Spaarndam verlassen wir den Nordseekanaal und biegen in die Spaarne Richtung Haarlem ein.
Die Schuutsluis in Spaarndam kostet 3.50€.
Bei der ersten Brücke in Haarlem wird dann ein Durchfahrtsgeld von 9.30€ fällig. Ganz schön happig!
In Haarlem legen wir auf Anweisung des Hafenmeisters rechts nach der Catharijnebrug an.
Ein schöner Liegeplatz aber leider ohne Strom und Wasser. Eventuell hätte es nach der Gravestenenbrug noch einen geeigneteren Platz gegeben. Die Kosten für die Übernachtung betragen 11.95€. Es gibt nur eine einzige, freistehende Dusche bei der Gravestenenbrug. Für die Benützung muss man beim Havenmeister Jetons beziehen. Da uns dort doch etwas die Privatsphäre fehlt, lassen wir halt den Diesel während des Duschens laufen. So verbrauchen die Pumpen und Boiler keine Energie aus den Akkus.
Auf der Suche nach Lebensmittelgeschäften besichtigen wir die sehenswerte Kirche aus dem 16 Jh. Einen Stadtplan bekommen wir dann im VVV. In der Nähe des VVV befinden sich 2 gute Einkaufsmöglichkeiten (Deka und Market) sowie ein Lebensmittelmarkt.
Kurz bevor wir die Kohlen im Grill für die Entrecotes anzünden wollten, zieht wieder ein Gewitter über uns. Nach 20 Minuten ist wieder alles vorbei und das Grillieren (schweizerdeutsch) beginnt.
Statistik:
circa 23 Km
3 Motorstunden
Tag 8
Zwischen der Catharijnebrug und der Gravestenenbrug gibt es 3 Wasserschläuche. Die beiden Hochleistungsschläuche waren leider belegt. Der dritte Wasserschlauch ist am Passantensteiger auf der anderen Kanalseite. Nachdem wir dort angelegt haben, entdecken wir, dass der Schlauch dünn und zu kurz ist. Wir verlängern ihn mit unserem eigenen, noch dünneren Stück. Nun kommt kaum noch Wasser durch und wir brauchen eine Stunde, um den halbleeren Tank wieder zu füllen. Zudem beginnt es natürlich wieder zu regnen.
Neben uns macht sich eine Jugendgruppe auf 6 Booten zur Abfahrt parat. Sie werden uns auf der Ringvaart van de Haarlemmermeerpolder bis nach Buitenkaag begleiten. Überholen macht keinen Sinn, da sie bei allen Brücken unten durch schlüpfen können während wir warten müssen.
Um 15 Uhr machen wir zwischen mehreren anderen Schiffen an einer kleinen Insel bei der Balgerij fest.
Kaum liegen wir fest zieht ein Gewitter über uns. In der Folge wechseln sich halbstündlich Regen und Sonnenschein ab: typisch Niederländisch.
Da der Wind gedreht hat, sind wir nun genau in der Landeschneise des Flughaven Schiphol. Direkt über uns fahren die Flieger das Fahrwerk aus.
Statistik:
circa 22 Km
5:40 Motorstunden
Tag 9
Der Tag begrüsst uns mit Sonnenschein und einer kühlen Brise aus West.
Die Wiese neben den Liegeplätzen wurde unlängst gemäht (wie kam nur der Traktor auf die Insel?). Nun sind die nassen Grashalme überall auf dem Schiff verteilt. Also ist Staubsaugen angesagt. Damit wir dafür genügend Strom haben, wird der Diesel gestartet.
Abends wollen wir in Leiden sein. Der direkte Weg ist uns zu kurz. Wir fahren zurück auf die Ringvaart van de Haarlemmermeerpolder und biegen dann ins Braassemermeer ab. Woubrugge an der (oder die) Heimans Wetering sieht mit seinen kleinen, schnuckligen Häusern aus wie Swiss Miniature respektive dem Niederländischen Gegenstück Madurodam. In Alphen a/d Rijn biegen wir in den Oude Rijn ein, welcher uns nach Leiden bringt. Was wir noch nicht wissen ist, dass Brücke 603 vor Leiden wegen Bauarbeiten bis 18 Uhr komplett gesperrt ist. Das entdecken wir erst, als wir vor der Brücke ankommen.
Nach kurzer Beratung drehen wir ab um zu der Shoppingmeile (hinter Seats & Sofas) zurückzufahren. Dabei kommt uns ein Hotelschiff entgegen. Wir wussten damals noch nicht, dass für die Berufsschiffahrt die Bauarbeiten unterbrochen und die Brücke geöffnet wurde.
Tipp: bleiben Sie hinter der Berufsschiffahrt. Dann kommen sie überall ohne Wartezeiten durch. Auch unter "gesperrten" Brücken.
Info: die bewegliche Brücke 603 wurde neu gebaut. Im geschlossenen Zustand ist sie nur noch etwa 3.40 Meter hoch.
Um 18 Uhr kommen wir von unserem Einkaufsbummel zurück und können endlich in die Stadt einfahren. Nur ist der Passantenhafen jetzt belegt. Nach der Wilhelminabrug links finden wir einen Platz für die Nacht. Leider ohne Wasser und ohne Strom dafür kostenlos.
In der Levendaal 140 (von der Wilhelminabrugg Richtung Stadt laufen) finden wir einen DEKA, welcher bis 20 Uhr geöffnet hat (Stand August 2012).
Statistik:
ca 26 Km
6 Motorstunden
Tag 10
Der Tag beginnt mit Regen. Es regnet Bindfäden. Wir legen ab Richtung Katwijk. Die Ampel bei der Spoorbrug in Leiden zeigt rot.
Nachdem wir eine Ewigkeit auf Grün gewartet haben, klingeln wir.
Die Antwort des Brückenwärters kommt auf Niederländisch und ist für uns unverständlich. Die Ampel bleibt weiterhin stur auf Rot. Auf einmal taucht hinter uns ein Schubverband auf. Nun springt die Ampel auf Grün und die Brücke öffnet sich. Und wie von Geisterhand werden für ihn alle folgenden Brücken auf Grün geschaltet. Und wir im seinem Fahrwasser rutschen überall durch.
Katwijk empfängt uns mit einer kräftigen Brise. Wir melden uns beim Hafenmeister des Jachthafen (links) an und bekommen eine Box zugewiesen.
Endlich wieder Strom (2 € einwerfen für ca 24 h Strom) und Wasser! Den Wind im Gesicht wandern wir Richtung Meer. Es ist Ebbe und die Mädchen rennen durchs flache Wasser. Im Strandcafe Paal 14 sitzen wir nachher gemütlich in einer Lounge hinter einer Glaswand im Windschatten und schlürfen einen Irish Coffee.
In der Fussgängerzone von Katwijk ist heute Strassenmarkt. Wir bummeln zwischen den Ständen durch und kaufen im Albert Heijn und im Fischladen schräg vis-a-vis für das Abendessen ein.
Die Übernachtungsgebühr beträgt 14.70€. Duschen kosten 50 Cent.
Statistik:
circa 13 Km
4 Motorstunden
Tag 11
Der Morgen in Katwijk begrüsst uns mit 50% Bewölkung und einer kühlen Seebrise. Im unweit gelegenen Einkaufszentrum gibts frische Brötchen. Die Akkus sind vollgeladen, der Wassertank ist auch aufgefüllt – wir legen ab und fahren den Weg zurück Richtung Delft. Und wieder lieben uns die Brückenwärter nicht. Wir warten ewig vor den Brücken. Es bessert erst, als hinter uns wieder der Schubverband auftaucht. In Delft wird gebaut. Deshalb gibt es nur sehr wenige Liegeplätze. Und fast alle sind doppelt belegt. Wir finden rechts hinter der Abtswoudsebrug noch einen Anlegeplatz für 24 Stunden. Das genügt uns. Dass im Moment des Anlegens ein Wolkenbruch über uns zieht ist Pech. Wir sind patschnass.
Delft selber ist sehr touristisch ausgelegt. Rund um den Marktplatz befinden sich Souvenir Shops. Nur schliessen die bereits um 18 Uhr. Nachher herrscht rund um den Marktplatz tote Hose.
Statistik:
circa 27 Km
6:30 Motorstunden
Tag 12
Langsam nähern wir uns dem Ende unseres Urlaubs. Petrus hat einen seltsamen Humor uns beschert uns einen strahlenden Sonnenaufgang und einen wolkenlosen Tag.
Wir schliessen uns einem vorbeifahrenden Konvoi von Hausbooten an und starten Richtung Schiedam. In Overschie biegen die anderen Boote nach links ab und nehmen den direkten Weg nach Rotterdam. Wir tuckern geradeaus und erleben bei der 2. Brücke (Nummer 691) eine erfreuliche Überraschung. Zuerst erkundigt sich der Brückenwärter bei uns nach unserem Ziel. Als wir ihm sagen, dass wir die Nacht in Schiedam verbringen möchten, reserviert er uns gleich telefonisch einen Platz im Florijn Haven. Dazu drückt er uns noch einen Stadtplan in die Hand.
Von da an haben wir das Gefühl, dass die Brückenärter nur auf uns warten. Jede der kommenden Brücken schaltet auf grün, wenn wir uns nähern. Sogar die Trambrücken! Und auch beim Anlegen im Florijn Haven (er hat nur 1 Steg und ca 7 Liegeplätze) steht der Hafenmeister bereit, um unsere Festmacher entgegen zu nehmen.
Für nur 8 € haben wir einen Liegeplatz mitten in der Stadt inklusive Strom, Wasser und kostenlosen Duschen.
Chipknit Karte: Die Übernachtung in diesem Hafen kann man ausschliesslich mit einer Chipknit Karte bezahlen. Wo und wie man die erhält, haben wir nicht herausgefunden. Uns hat der Hafenmeister mit seiner Karte ausgeholfen.
Wir sind bis jetzt mit dem Schiff durch viele Ortschaften in Süd-Holland gefahren. Unser Geheimtip auf diesem Törn heisst Schiedam. Es bietet alle Einkaufsmöglichkeiten (ein grosser Albert Heijn liegt in der Lange Keerkstraat).
Wir finden ein gemütliches Biercafe mit 12 Sorten Bier ab Fass und 50 Sorten Bier in der Flasche.
Dazu kommen noch die höchsten Windmühlen Hollands.
Besichtigungen einer Schokoladenmanufaktur und des Genevermuseums runden unseren Besuch ab.
Statistik:
circa 10 Km
2 Motorstunden
Tag 13
Und wieder beginnt ein wolkenloser Tag. Wir melden uns bei den Brückenwärtern mit dem Ziel Rotterdam an. Bei der ersten Brücke packt Luzi selber an und dreht eine Brückenhälfte hoch.
Bei der Appelmarktbrug beim Genevermuseum geben die beiden Brückenwärter alles und hängen sich an die Ketten um die Brücke zu öffnen. Was für eine Leistung die beiden jeden Tag erbringen!
Schiedam ist ein Super Abschluss einer gelungenen Reise! Nach der letzten Schleuse geht es auf die Maas. Auf einmal sind wir zwischen Frachtern und Schleppern das kleinste Schiff. Bald erreichen wir Rotterdam. Zwischen alten Häusern rechts, modernen Hochhäusern links und unter gewaltigen Brücken durch dampfen wir mit Vollgas. Und trotzdem werden wir von einem Frachter überholt.
Am Nachmittag erreichen wir Strijensas und nun heisst es zum letzten Mal Leinen fest.
Statistik:
circa 42 Km
5 Motorstunden
Wir haben total rund 320 Km zurückgelegt, den Motor 58 Stunden laufen lassen und dabei 270 Liter Diesel verbraucht.
Über das Schiff
Schon der erste Eindruck war sehr positiv: Das Schiff riecht weder unangenehm noch feucht! Die meisten unserer anderen Mietboote müffelten etwas. Dieses Schiff ist wirklich trocken und sauber!
Die technischen Daten
Typ Renal 40
Hersteller De Drait BV
Länge 12.15 mtr
Breite 3.95 mtr
Tiefgang 1.10 mtr
Brennstofftank 600 ltr
Trinkwassertank 700 ltr
Schmutzwassertank 350 ltr
Durchfahrtshöhe mit Windschutz 3.25 mtr
mit Cabriopersenning 4.25 mtr
mit Radarbügel 4.75 mtr
Motor Iveco 6 Zyl / 87.5 KW 120 PS
Ausrüstung
Schlafplätze für 6 + 2 Personen
Bugschraube
Heckschraube
Steuerstand Oberdeck
GPS-Kartenplotter
Kompass
Echolot
Geschwindigkeitsmesser
Ruderstandsanzeiger
Landstromanschluss
Umformer 230 V, 3.5 kW
Fernseher / DigitalAntenne / DVD
Radio / CD
Warm- und Kaltwasser
Heizung
Dusche 2x
Toilette 2x
Kühlschrank 2x
Mikrowelle
Kaffeemaschine
Badeleiter
Das Schiff verfügt über 2 Batteriebänke:
Es gibt eine 12 Volt Versorgung für die Navigationsinstrumente, Positionslichter und den Anlasser.Dazu gibt es eine 24 Volt Versorgung, welche mit einem 3'500 Watt (!) Umformer 230 Volt zur Verfügung stellt. Damit werden die beiden Heisswasserboiler, die beiden elektrischen Toiletten, die beiden Kühlschränke (beide mit einem Eisfach), die Mikrowelle, die Kaffeemaschine und der Fernseher (DVB-T) versorgt.
Die Küche ist mit einem 4-flammigen Gasherd ausgestattet. Geschirr und Besteck ist in ausreichender Anzahl vorhanden. Aber vergessen Sie nicht Kapselheber, Zapfenzieher und Filtertüten 102.
Heizung: Das Schiff ist mit einer Webasto Dieselheizung ausgerüstet. Wir können nur bestätigen, dass sie funktioniert und schnell heizt. Wir haben sie lediglich einmal nach dem Wassereinbruch am ersten Abend benötigt.
Stauräume
In den Kabinen gibt es unter den Betten, in Oberschränken und in den Kleiderschränken ausreichend Platz für einen 2-wöchigen Urlaub. Unter der Treppe befindet sich der Stauraum für den Staubsauger. Auch dort können kleine Taschen noch untergebracht werden. Vis-a-vis der Sitzgruppe befinden sich 3 Stauräume. In dem Fach ganz links finden Sie die Tasche mit den Navigationsunterlagen (Karten und Almanach). Auch da passt noch einiges hinein. Unter der oberen Sitzgruppe sind die Schwimmwesten verstaut. Daneben passen noch etwa 32 Stück 1.5 Liter Flaschen hinein. In den beiden Stauräumen der unteren Sitzgruppe geht je etwa das gleiche hinein. Ihre Koffer und Taschen lassen Sie mit Vorteil im Auto zurück.
Schlafen
Die Betten sind etwas für harte Schläfer. Besonders weich sind sie nicht.
Grösse der Betten:
Vorschiff: das Bett ist trapezförmig und ca 130 x 200 cm gross
Achterkabine: Das Doppelbett ist 135 x 200 cm gross, die beiden Etagenbetten messen 65 x 200 cm.
Duschen und Toiletten
Beide Toiletten sind mit einer automatischen elektrischen Spülung ausgerüstet. Das Schiff ist mit einem Fäkalientank ausgerüstet, nur war dieser nicht in Betrieb. Wie früher gehen alle Abwässer direkt in den Kanal. Die Duschen sind gross und funktionieren einwandfrei. Hier macht Duschen Spass! Dank des kräftigen Umformers können die Haare anschliessend auch mit dem Fön getrocknet werden.
In alle Stauräume passen Getränkeflasche stehend hinein.
Ohne Bild: Die Heckkabinen haben auch eine schöne Dusche.